In 2019 wollen wir den jungen Menschen, die wir durch unsere Zusammenarbeit mit den Schulen kennen, Mut und Motivation geben.
Wir haben junge Menschen interviewt und hier könnt Ihr lesen, was es für sie bedeutet, wenn sie sagen:
"Berufung ist der Plan!"
Nachfolgend findet Ihr die ersten Texte
Weitere erscheinen in der März-Ausgabe "Meine Zukunft in 19/20". Diese könnt Ihr über Eure Schule kostenfrei bei uns bestellen.
Isabelle Reibe war über Volunta für einen Freiwilligendienst im Ausland alsAssistenz in einer Grundschule in Windhoek (Namibia).
1.Welche berufliche Rolle haben Sie in Ihrer jetzigen Arbeit?
Momentan arbeite ich neben dem Studium in zwei verschiedenen Bereichen. Bei der Volunta gGmbH bin ich freiberufliche Teamerin in Seminaren für Menschen, die gerade einen Freiwilligendienst machen. Mehrmals im Jahr treffe ich dadurch Gruppen von jungen Menschen und begleite sie mit einer weiteren teamenden Person durch pädagogische Arbeit, z. B. Gespräche, Diskussionen, Reflexion und Spiele. Außerdem bin ich mit einigen Stunden im Verband binationaler Familien und Partnerschaften, iaf e. V. tätig, wo ich mich vor allem um die Öffentlichkeitsarbeit kümmere. Das bedeutet, ich halte mich über aktuelle politische Themen auf dem Laufenden, vor allem solche, die Verbandsthemen - wie zum Beispiel Familie, Diskriminierung und Interkulturalität - betreffen.
2. Wo standen Sie zum Ende Ihrer Schulzeit? Gab es Umwege, Streckenänderungen?
Als ich in die 13.Klasse kam, hatte ich absolut keine Ahnung, was ich nach meinem Abitur mal beruflich machen wollte. Das Ziel, das ich die letzten Jahre verfolgt hatte, war so gut wie erreicht, aber was die Zeit danach anging, wusste ich nur eins: Ich muss raus aus meinem Dorf! Weit weg. Etwas von der Welt sehen. Also bewarb ich mich bei Volunta für einen Freiwilligendienst im Ausland und entschied mich, erst einmal auf einem beruflichen Gebiet zu bleiben, mit dem ich scheinbar schon Erfahrung hatte: Assistenz in einer Grundschule in Windhoek (Namibia). Seit meiner Konfirmation hatte ich für die Kirchengemeinde in meinem Dorf ehrenamtlich als Jugendleiterin Veranstaltungen mitorganisiert und durchgeführt, was mir auch immer viel Spaß gemacht hat. Mit Kindern hatte ich also bereits zu tun gehabt und die Institution Schule war auch nichts komplett Neues. Trotzdem war es natürlich eine riesige Herausforderung, völlig ohne pädagogische Ausbildung plötzlich auf der Seite zu stehen, die der anderen etwas beibringen soll. So lernten also nicht nur die Kinder, sondern vor allem auch ich selbst eine Menge während ich meinen Internationalen Jugendfreiwilligendienst absolvierte. Gegen Ende meines Auslandsjahres war ich zuerst noch kein Stück weitergekommen, was meine Zukunftspläne angeht. Als die Bewerbungsfrist für Unis immer näher rückte, begann ich, mich mit meinen Freund*innen darüber auszutauschen und recherchierte im Internet nach Studiengängen, die mir gefallen könnten. Dabei wurde mir klar, dass ich gerne weiterhin mit Menschen arbeiten möchte. Für eine Ausbildung fehlte mir die Orientierung. Mit einem Studium könnte ich die berufliche Entscheidung noch etwas hinauszögern. So bewarb ich mich für Erziehungswissenschaften, Grundschul-Lehramt, Soziale Arbeit und Tiermedizin und hoffte darauf, dass meine Entscheidung ganz von selbst mit den Zulassungs- und Ablehnungsbescheiden per Post kommt. Als ich dann einige Wochen später meinen Zulassungsbescheid für Soziale Arbeit: transnational in den Händen hielt, war meine Entscheidung wie darauf gedruckt. Ein Studiengang, der mein Fernweh packte, weil er mich noch zwei Mal ins Ausland schickte, mir englische Module anbot (sodass das Heimweh nach Namibia etwas gelindert wird), dazu auch noch etwas mit der Arbeit mit und der Wissenschaft über Menschen zu tun hatte und im wunderschönen Frankfurt, nicht allzu weit weg von meiner Familie war…das ergab alles sehr viel Sinn. Außerdem zögerte die Aufnahme des Studiums wie gewünscht meine eigentliche Berufswahl hinaus. Denn als Sozialarbeiterin steht mir wortwörtlich die Welt offen. Die Bereiche, in die ich gehen kann sind unglaublich vielfältig und erlauben mir, mich auch nach Ende meines Studiums nicht wirklich festzulegen.
3. Was verändert sich mit einer beruflichen Tätigkeit?
Neben dem Studium auch zu arbeiten, finde ich super, weil so die theoretischen Grundlagen, die in der Uni behandelt und diskutiert werden, eine Gestalt annehmen. Während der Schulzeit habe ich mich oft gefragt, ob ich die Themen, die ich gerade lerne wohl irgendwann noch einmal brauchen werde und es stellte sich heraus, dass das bisher in den wenigsten Bereichen der Fall war. Dadurch, dass ich jetzt in sozialen Berufsfeldern arbeite, kann ich die Theorie direkt auf die Praxis beziehen, Konzepte wiederentdecken, und reflektieren, was hinter den Dingen steckt. Durch die Arbeit bekommt mein Studium mehr Sinn, ich habe das Ziel nicht entfernt vor Augen, sondern immer präsent, wofür ich das eigentlich gerade lerne.
4. Welche Ihrer persönlichen Stärken verbinden sich mit dem Berufsbild?
Ich bekomme oft zu hören, dass man sich mir gut anvertrauen kann, weil ich zuhören und für Menschen da sein kann, und sie loswerden können, was sie belastet, ohne dass ich sie verurteile. Diese Stärke kommt mir auch im Kontakt zu Menschen in meinen Arbeitsumfeldern zu Gute, denn ein vertrauensvolles Verhältnis ist der Schlüssel zu Beziehungen auf professioneller Ebene.
Weiterhin kann ich meine Stärke, Veranstaltungen zu planen, zu organisieren und durchzuführen vor allem in der Seminararbeit ausleben. Mir ist dabei wichtig, die Wünsche der Gruppen in die Planung einzubeziehen, denn es macht umso mehr Spaß im Hintergrund alles vorzubereiten, wenn ich weiß, dass auch die Gruppe eine gute Zeit damit haben wird.
5. Welche Werte sind für Sie mit Ihrem Unternehmen verbunden?
Sowohl Volunta als auch der Verband binationaler Familien und Partnerschaften sind aus ehrenamtlichem Engagement heraus entstanden. Der Einstellung dieser beiden entsprechend finde ich es vor allem in der heutigen globalisierten Welt wichtig, soziale Verantwortung zu übernehmen und sich dabei für Solidarität in der internationalen Gemeinschaft einzusetzen.
6. Welche Tipps haben Sie für diejenigen, die sich auf ein Berufsbild wie das Ihre bewerben möchten?
In der Arbeit mit Menschen finde ich es enorm wichtig, authentisch zu sein und sich nicht zu verstellen oder als jemand auszugeben, der ich nicht bin. Außerdem braucht es gute Nerven, denn auch wenn die Bereiche in der Sozialen Arbeit sehr vielfältig und verschieden sind, so haben sie meist eines gemeinsam: ein hohes Risiko der Frustration. Um dieser Frustration zu entgehen, hilft es, sich auf Menschen einlassen zu wollen, ihnen mit einer offenen Haltung gegenüber zu stehen, und nie zu vergessen, dass ich meinen Maßstab nicht auf alle anderen anwenden kann und darf: Deshalb sollten potenzielle Sozialarbeiter*innen bereit dazu sein, sich selbst zu hinterfragen und zu reflektieren.
7. Meine Empfehlungen zur Vorbereitung für die Zeit nach der Schule:
Meine Empfehlung zur Vorbereitung für die Zeit nach der Schule ist, mit Menschen zu sprechen, deren Meinung dir wichtig ist, die jedoch deine Wünsche bestärken und nicht eigene aufdrängen. Mir hat es geholfen, zuerst einmal zu überlegen, was mir Spaß macht, was ich schon gut kann und was mich interessiert und mir einige Fragen gestellt: Für welche Themen kann ich mich motivieren? In welchen Bereichen macht mir Lernen Spaß? Wie lerne ich am besten? Zu diesen Fragen und ihren Antworten habe ich mir das Feedback guter Freund*innen und meiner Familie eingeholt und mit ihnen gemeinsam überlegt. Und danach: einfach ausprobieren und dabei ehrlich mit sich selbst sein. Sobald ich ein Ziel vor Augen habe, kann ich mich auch motivieren. Ich merke, dass ich das richtige für mich gefunden habe, weil ich Montage nicht hasse, sondern mich regelrecht freue, arbeiten zu gehen.
8. Mein Kommentar zum Azubitalk:
Meiner Meinung nach ist der Azubitalk eine super Möglichkeit, um aus erster Hand Informationen über Firmen und Berufe zu bekommen, die eine*n interessieren. Es ist total praktisch, dass die Veranstaltung direkt in der Schule stattfindet, so sind die Barrieren gering. Außerdem gefällt mir gut, dass eine entspannte Atmosphäre zwischen Azubis und Schüler*innen entsteht, in der alles zu den Berufen gefragt und gesagt werden darf.